Zeit ist relativ

Ist es nicht lustig, wie unterschiedlich die Wahrnehmung von Zeit bei unterschiedlichen Menschen ist. Aber auch bei einer Person im Laufe ihres Lebens?! Heutiges Ding: Ärzte Wartezimmer und wie unterschiedlich Menschen warten bzw. Zeit wahrnehmen

Ich saß schon in vielen Wartezimmern. Meine Zeit in Wartezimmern zusammengerechnet füllt wahrscheinlich bald ein ganzes Jahr. Naja, ok, das ist wahrscheinlich übertrieben, aber 3 Monate sind mit Sicherheit zusammen gekommen.

Und immer sitzen mindestens zwei Menschen da, die sich darüber unterhalten, wie lange sie warten müssen, wie Wartezeiten unmöglich sind und Ärzte im allgemeinen völlig desorganisiert.

Ich gehe davon aus, dass es ihre Art ist mit dem psychologischen Stress umzugehen, dass etwas nicht in Ordnung mit ihnen ist und sie warten müssen, bis sie wissen warum. Und wenn etwas im eigenen Körper defekt ist, möchte man es sofort gerichtet und repariert haben. Keine Zeit zum Warten.

Aber da nimmt man schon eine zweite Person mit, oder trifft jemanden, den man kennt – und hat kein besseres Thema, um sich abzulenken?! Oder hat in deren Köpfen nichts anderes Platz? Wobei, heute war das, dachte ich, ein Ehepaar. Als sie aber dann aus Verzweiflung fragte: „und was gibt es sonst Neues?“, war ich mir nicht mehr sicher, wie diese zwei zusammengehörten.

Naja, auf jeden Fall war ich früher auch so: Wartezeit = schlechte Praxisorganisation.
Aber ich war meistens geduldig genug, um den Arzthelferinnen nicht auf die Nerven zu gehen. Das tun manche nämlich auch. Und ich fand das schon immer unnötig und unhöflich.

Andererseits haben die vielleicht tatsächlich ihre Wartezeit um 2 Minuten verkürzt dadurch – was weiß ich denn schon?!

Auf jeden Fall hat sich meine Einstellung mittlerweile grundlegend geändert. Denn wenn man so viel Zeit bei Ärzten verbringt, und meistens innerhalb von den vorgegebenen 10 Minuten wieder aus dem Sprechzimmer draußen ist, erkennt man eine Sache:
Lange Wartezeit = ein Arzt, der sich Zeit nimmt.

Ja, es ist doof, im Wartezimmer rumzusitzen und jeder hat besseres zu tun als krank zu sein. Ja, je länger man im Wartezimmer sitzt, desto länger muss man darauf warten, zu wissen, was einem fehlt.

Aber es bedeutet v.a. dass hier ein Arzt ist, der seine Patienten nicht im Akkord abfertigt. Und spätestens wenn man selbst im Sprechzimmer sitzt, freut man sich darüber.

Dass der Arzt sich in Ruhe anhört, was man für Beschwerden hat. Dass Zusatzuntersuchungen sofort gemacht werden – Blutabnahme, Urinprobe, Röntgen. Dass er gründlich untersucht und wirklich die Ursache finden möchte.

Das alles braucht aber Zeit. Das kann man nicht in den 10/15 Minuten erledigen , die für gewöhnlich für einen Patienten eingeplant sind. Und auch diejenigen, die in 10 Minuten fertig sind, werden vielleicht irgendwann einmal mehr Zeit brauchen.

Deshalb sollten wir alle geduldiger werden. Und dankbar dafür, dass es noch solche Ärzte gibt, die nicht nur an den eigenen Geldbeutel denke , sondern sich Zeit für den Menschen nehmen.

Ich nehme mir immer etwas zum Lesen mit, weil ich die Zeitschriften in Arztpraxen nicht mag. Wenn ihr jemanden dabei habt, unterhaltet euch doch ganz normal. Das Wartezimmer ist kein heiliger Raum, der geschützt werden muss. Nehmt euch Zeit mit, plant im Voraus, lasst euch nicht stressen.

Und ich hoffe aufrichtig, dass es nichts schlimmes ist, das euch in dieses Wartezimmer verschlagen hat. Aber vielleicht ist es das bei jemand anderem?! Gebt den Ärzten die Zeit, das herauszufinden.

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