Wahrheit und Lüge in der Politik

Die heutige Frage hat mich auf Abwege gehen und in die Tiefen der Wahlversprechen und -lügen eintauchen lassen. Deshalb habe ich beschlossen heute noch einen zweiten Teil zu meinem Blogpost zu erstellen.

Damit Demokratie funktionieren kann, müssen die Wähler mündig und verständig sein. Und vor allem müssen sie über ein gewisses Maß an Wissen verfügen. Wenn aber diejenigen, die ihnen dieses Wissen geben sollten, nichts weiter tun, als die Wahrheit für ihren eigenen Vorteil zu verbiegen – wie soll man dann erwarten, dass die Wähler eine vernünftige Wahl treffen können?!

Versteht mich nicht falsch. Vernünftig bedeutet nicht, was ich für vernünftig erachte. Sondern eine Wahl, von der jeder selbst überzeugt ist, dass es das richtige ist. Keine Protestwahl, die ungeahnte Folgen haben kann, nur weil man niemandem mehr vertrauen kann.

Populismus ist häufig geprägt von der Ablehnung von Machteliten und einigen Institutionen, Anti-Intellektualismus, einem scheinbar unpolitischen Auftreten, Berufung auf den „gesunden Menschenverstand“ (common sense) und die „Stimme des Volkes“, Polarisierung, Personalisierung, Moralisierung und Argumenten ad populum oder ad hominem.

Populismus betont häufig den Gegensatz zwischen dem „Volk“ und der „Elite“ und nimmt dabei in Anspruch, auf der Seite des „einfachen Volkes“ zu stehen. Populismus hat hingegen kein bestimmtes, eigenes Wertesystem, das seinen ideologischen Kern ausmachen und ihn von anderen Ideologien abgrenzen würde. Er kann daher mit ganz unterschiedlichen politischen Richtungen und Zielsetzungen einhergehen.

Als Ursachen für ein gehäuftes Auftreten von Populismus gelten verschiedene Faktoren, vor allem eine zu große Distanz und Distinktion zwischen Interessen und Sprache der Bevölkerung und denen der Regierenden bzw. des Establishments. Dies führe zu einem Mangel an direkter bzw. repräsentativer demokratischer Repräsentation und zu fehlender Bürgernähe.

Wikipedia, Populismus

Propaganda bezeichnet in seiner modernen Bedeutung die zielgerichteten Versuche, politische Meinungen und öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten in eine vom Propagandisten oder Herrscher erwünschte Richtung zu steuern. Dies steht im Gegensatz zu pluralistischen und kritischen Sichtweisen, welche durch unterschiedliche Erfahrungen, Beobachtungen und Bewertungen sowie einen rationalen Diskurs geformt werden

Wikipedia, Propaganda

Die Frage ist, ob sich wirklich nur die Protestparteien hier schuldig machen. Oder ob nicht die gesamte Politik – und das nicht nur in Deutschland oder Italien – daran krankt, dass man nicht mehr ehrlich ist. Und dass die politische Elite augenscheinlich nur auf den eigenen Vorteil und Machterhalt konzentriert ist.

Auf der anderen Seite ist jeder einzelne von uns daran beteiligt. Wir wollen oft nicht mehr wissen, was wahr ist. Wir wollen nur die Dinge hören, die unsere vorgefertigte Meinung bestätigt. Confirmation bias ist nicht umsonst ein Schlagwort unserer Zeit.

Und es ist doch tatsächlich so. Wir haben immer weniger Verständnis für einander. Insbesondere wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Und Diskussionen werden immer stärker emotional geführt. Argumente haben keine Chance, ob sie wahr sind oder nicht. Wenn sie unser Glaubensgerüst angreifen, dann kämpfen wir bis an die Zähne bewaffnet.

Te enim dicere audiebamus nos omnis adversarios putare nisi qui nobiscum essent, te omnis qui contra te non essent tuos. (Cicero, Pro Q. Ligario Oratio 33)

Wir hörten ja deine Erklärung: wir (Pompejaner) halten alle für Gegner, die nicht für uns seien, du alle für Freunde, die nicht gegen dich seien. (Übersetzung Heinrich Kraz,1869)

Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich. (Mt 12,30)

Wer nicht wider uns ist, der ist für uns. (Mk 9,40)

Wer nicht für uns ist, ist gegen uns (George W. Bush)

Wie man sieht, hat dieser Gedanke bereits eine lange Geschichte. Er ist nicht neu. Und er wurde in der Geschichte auch oft gerade der Katholischen Kirche (zum Teil auch zurecht) vorgeworfen.

Und diese hat mit einer langen Geschichte von Apologien auf Angriffe von außen reagiert. Heutzutage versucht man nicht mehr, sich selbst und seine Ansichten zu verteidigen. Wir haben dazugelernt. Denn die Kirche hat mit ihren Apologien nur weitere Angriffsflächen geboten. Nein, heutzutage ist Angriff die beste Art von Verteidigung.

Deshalb werden – in Politik und im Alltag – vorzugsweise Vorwürfe und Beleidigungen um sich geworfen. Empathie ist ein seltenes Gut geworden. Und sie hat ihre Freundin, die Wahrheit mit sich genommen. Es liegt an uns, beide zurück in unser Leben zu bringen. Denn ich bin davon überzeugt, dass nur diese beiden uns in eine bessere Zukunft führen können.

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