Welche Eigenschaft bewundere ich am meisten?

Das erinnert mich an die absolut unsinnige Frage nach Traummann oder Traumfrau. Unsinnig deshalb, weil Träume zwar Realität werden können. Wenn man sich aber zu sehr einschränkt, dann entwischt einem vielleicht der Mensch, der für einen perfekt ist. Denn nicht immer wissen wir das.

Aber nein. Hier wird nur nach einer einzigen Eigenschaft gefragt. Also überlege ich mir, was ist ein sogenannter Deal-Breaker? Was ist unabdingbar für mich in jeder Art von Freundschaft?

Alles was du sagst, sollte wahr sein.

Aber nicht alles was wahr ist, solltest du auch sagen.

Voltaire

Gibt es einen schöneren, größeren Vertrauensbeweis, als den Mut zu haben, jemandem die Wahrheit zu sagen? Ja, ich weiß. Die Wahrheit kann wehtun. Aber wie viel schlimmer ist es, eine Lüge aufzudecken?!

Man muss jemandem nicht immer alles entgegen schleudern, was man denkt. Und wenn es auch wahr sein sollte, so muss man jemanden nicht vorsätzlich verletzen. Es gibt auch verschiedene Arten, jemandem die Wahrheit zu sagen. Kalt und direkt, oder vorsichtig und sanft. Das liegt in unserer Hand.

Doch vorsätzlich zu lügen – das ist nicht die Lösung, mit der Wahrheit umzugehen. Nicht nur, weil die Gefahr besteht, dass die Lüge aufgedeckt wird. Das ist natürlich ein großer Teil des Problems. Es bleibt meist nicht bei einer Lüge. Es wird ein ganzes Netz aus Lügen und irgendwann weiß man nicht mehr, was man sich alles ausgedacht hat.

Und ich rede nicht von den White Lies, den sogenannten Notlügen. Die bekannteste davon: „Sehe ich in dem Kleid fett aus?“ – „Nein.“

Ich meine, auch hier wäre die Wahrheit besser, aber im Grunde kennen beide Seiten die Wahrheit und kommen überein, sie zu ignorieren.

Wenn man sich die Aufregung über Fake News ansieht, so sieht man doch das Bedürfnis nach Wahrheit. Niemand möchte angelogen werden. Aber die Wahrheit direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, ist für die meisten auch nicht unbedingt wünschenswert. Und wir wissen, wieviel wir selbst lügen. Täglich. Stündlich. Prompt geht man davon aus, dass die ganze Welt verlogen ist.

Dazu kommen noch Studien, die besagen:

„Lügen ist moralisch verwerflich, aber für das soziale Miteinander unerlässlich.“ (Spiegel, 28.10.2015)

Oder auch: „Wenn in unserer Gesellschaft jemand lügen kann, hat er einen sehr großen Vorteil.“ (Prof. Dr. Josef Perner, Lügenforscher, Universität Salzburg, im BR)

Und ja, auch ich kann mir Lügen vorstellen, die moralisch nicht nur vertretbar sondern gefordert sind. Wie zum Beispiel, um verfolgte Menschen vor einem Terror-Regime zu beschützen. Dagegen finde ich es bedenklich, wenn man lügt, um einen persönlichen Vorteil zu erlangen.

In einem sehr interessanten Artikel der Zeit heißt es sehr treffend: „Zulässig oder hinnehmbar ist die Lüge aber nur dann, wenn keine andere Wahl bleibt und sie vor allem ausschließlich zum Nutzen und nicht zum Schaden der Gemeinschaft Anwendung findet.“

In einer Freundschaft dagegen geht es nicht um die Allgemeinheit. Da geht es um zwei Menschen. Und diese beiden Menschen sollten in der Lage sein, sich die Wahrheit zu sagen.

Man sollte überhaupt immer darauf achten, solche Prinzipien niemals zu verallgemeinern. Denn es gibt immer eine Möglichkeit, die aus der Reihe fällt. Die Ausnahme bestätigt die Regel.

Und auch mir selbst ist es nicht immer gut bekommen, dass ich lieber dazu neige, ehrlich zu sein. Aber dennoch – wenn ich die Wahl habe, ohne jemandem zu schaden, werde ich mich hoffentlich immer für die Wahrheit entscheiden. Und ich wäre froh, wenn man mir mit der gleichen Ehrlichkeit begegnen würde.

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