Was bedeutet Glück?

Ich habe lange nichts geschrieben. Weil ich körperlich nicht so ganz auf der Höhe bin. Und diese Fragen sind dann wirklich nicht so leicht zu beantworten.

Aber heute geht es um Glück. Und auch wenn es nicht so scheint – ich schätze mich selbst sehr glücklich. Wenn man die äußere Umstände einmal vernachlässigt, geht es mir doch eigentlich richtig gut.

Deshalb habe ich beschlossen, die heutige Frage zu beantworten – um mich selbst daran zu erinnern, was ich alles Positives in meinem Leben habe.

Meine Familie. Ich werde bedingungslos geliebt und liebe sie bedingungslos. Auch wenn sie mir manchmal auf den Geist gehen. Und ich ihnen. Aber ich habe eine tolle Familie. Und das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Das bedeutet Glück.

Freunde. Ich habe nicht unbedingt viele Freunde. Aber die, die ich habe, sind dafür umso toller. Und verständnisvoll. Das ist sehr selten. Menschen in seinem Leben zu haben, die einen so annehmen, wie man ist. Das bedeutet Glück.

Arbeit. Ja, es ist „bloß“ eine Umschulung. Aber ich habe Arbeit. Ich darf arbeiten. Das ist viel Wert. Auch wenn es nicht immer Spaß macht. Auch wenn es nicht die Erfüllung meiner Träume darstellt. Ich möchte arbeiten. Und dass ich diese Chance habe, dafür bin ich sehr dankbar. Das bedeutet Glück.

Geld. Nein, ich bin alles andere als reich. Und ich glaube auch nicht, dass Geld glücklich macht. Aber genug zu haben, um lieben Menschen kleine Geschenke machen zu können. Um sich selbst Dinge leisten zu können, die man als Luxus bezeichnen kann. Das ist Glück.

Musik. Ich könnte nicht ohne Musik leben. Ganz ehrlich. Eher verzichte ich auf meine Augen. (Was gar nicht so unrealistisch ist) Dafür gibt es Blindenschrift und Audiobooks. Aber keine Ohren, keine Musik, nur Stille… ich weiß nicht, ob ich das könnte. Naja, natürlich könnte ich. Die Welt würde nicht untergehen. Aber es wäre sehr schwierig. Morgens mir der Lieblingsmusik in den Tag zu starten. Das ist Glück.

Internet. Bevor ihr mit den Augen rollt. Ja, ich kann nicht mehr ohne leben. Das Internet eröffnet einem die ganze Welt mit einem Mausklick. Und wenn man nicht so mobil ist, dann ist das Gold wert. Ich kann mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Einfach etwas nachschlagen können. YouTube, Podcasts, Spiele, Social Media- für alles braucht man das Netz. Und ich nutze es täglich. Hey, ich schreibe einen Blog. Wen würde ich denn sonst mit meinen Gedanken langweilen?! 😉

Leben. Ich liebe das Leben. Und auch wenn ich es nicht leicht habe, ich würde Leben immer der Nichtexistenz vorziehen. Denn so schlimm es manchmal auch ist, so sehr ich auch kämpfen muss, ich darf leben. Dinge erleben. Erfahrungen machen. Freude empfinden. Liebe. Ich weiß nicht, was ich für ein Mensch geworden wäre, wenn mein Leben anders verlaufen wäre. Und ich will es gar nicht wissen. Ich mag mich, so wie ich bin. Und ich mag mein Leben.

Klar, es gibt Verbesserungspotenzial. Aber auch das kann ich nur ausleben, wenn ich existent bin. Ich habe die Möglichkeit, mein Leben nach meinen Wünschen zu ändern. Ok, nicht absolut. Mein Traumleben wäre aber in der Realität vielleicht eine absolute Katastrophe?! Wie will man das wissen? Und es ist müßig, darüber nachzudenken. Das Beste aus dem Leben machen, das man hat. Das bedeutet Glück.

Zufrieden sein. Genug ist ausreichend. Wieso streben die Menschen immer nach mehr? Glücklicher werden sie damit auch nicht. Mehr Gerd, höhere Positionen, mehr Reisen – alle suchen wir doch nur nach unserem Glück. Aber das können wir nicht finden, wenn wir immer nur noch mehr wollen.

Versteht mich nicht falsch. Ehrgeiz ist gut und wichtig. Nach mehr streben ist vollkommen in Ordnung. Aber wenn wir nie auch nur ein bisschen zufrieden sind mit dem, was wir haben, dann werden wir nie das Glück finden. Genug haben und sich begnügen. Zufriedenheit. Das bedeutet Glück.

Medizinische Betreuung. Ja, es ist total doof, irgendeine Krankheit zu haben. Und ich wünsche niemanden etwas schlechtes. Aber wenn es schon passieren muss, dann wenigstens in der Nähe von guter medizinischer Betreuung.

Als vor über 20 Jahren bei mir Uveitis diagnostiziert wurde, kann ich mich glücklich schätzen, dass die Augenklinik Tübingen darauf spezialisiert war. Ich musste nicht wie manch anderer durch halb Deutschland fahren, um von Fachärzten behandelt zu werden. Das berühmte Glück im Unglück.

Und auch mit der MS. Es ist eine bescheuerte Krankheit. Aber mit Tübingen und Reutlingen habe ich gleich zwei gute Krankenhäuser direkt vor der Haustür. Und ich bin bei einer guten Neurologin in Behandlung, die sich gut auskennt. In anderen Teilen der Welt würde das anders aussehen. Das bedeutet Glück.

Gott. Ich kann nicht anders. Ich bin der festen Überzeugung, dass es IHN gibt. Ich bin damit geboren worden. Und ich meine damit den personalen, dreieinigen Gott des Christentums. Und diese Gewissheit gibt mir Kraft, allem zu trotzen. Ich weiß, dass es nicht allen Menschen so geht. Und das tut mir sehr leid. Aber so wenig, wie ich jemanden meinen Glauben aufzwingen würde, so wenig möchte ich seinetwegen angegriffen werden.

In einer Welt zu leben, in der das zumindest theoretisch und meist auch praktisch möglich ist – glauben zu dürfen, nicht glauben zu dürfen, an das Spaghettimonster glauben zu dürfen – das ist doch etwas Wunderbares?! Ok, nicht alle Menschenrechte haben dieses Glück. Und deshalb müssen wir dafür kämpfen. Nicht gegeneinander. Miteinander für die Sache.

Freiheit. Immer noch und immer wieder, für mich mit das Wichtigste auf der Welt. Ohne Freiheit keine Sicherheit. Und ich bin sehr dankbar, in Deutschland aufgewachsen zu sein. Ich habe lernen dürfen, ich habe frei sein dürfen. Ich habe sicher sein dürfen.

Und das dürfen wir uns nicht von irgendwelchen Idioten wegnehmen lassen. Verdammt nicht eine ganze Gruppe wegen einzelner fauler Früchte. Aber lasst diese Bastarde nicht gewinnen.

Wir müssen – und glücklicherweise dürfen – frei sprechen. Und demonstrieren. Und die Welt formen und verändern. Wir können etwas bewirken. Jeder einzelne für sich. Alle zusammen. Und dass wir die Freiheit haben, das zu tun. Das bedeutet Glück.

Habe ich jetzt alles abgedeckt? Wahrscheinlich habe ich etwas vergessen. Das passiert. Ich bin nicht perfekt. Will ich auch gar nicht mehr sein. Und auch das bedeutet Glück. Loslassen zu können und akzeptieren, dass man Fehler macht. Errare humanum est.

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